Dampflokschlosser, Flugzeugführer-Ing., Flgkptn Gerd Sprieß

- Geboren am 28. 05. 1941 in Rodewisch/Vogtland

- 1956-1959 Lokschlosserlehre im RAW Zwickau. Mein Lehrmeister (Segelfluglehrer) warb mich für einen Motorfluglehrgang
auf Jak-18 vom GST-Flugsportstützpunkt Zwickau. Teilnahmebedingung war eine Verpflichtung zu 10 Jahre Berufssoldat.

- Militärische Grundausbildung im November-Dezember 1959 an der Fliegerschule in Kamenz.

- 1960-1963 Offiziersschule zum Flugzeugführer Il-14 an der Transportfliegerschule Dessau.

- 1964-1967 Nach Reorganisation der Streitkräfte Lehrausbilder im RAW Zwickau und Flugsport auf Jak-18A und L-60

- 1968-1991 Verkehrsflugzeugführer der Interflug und Fachschulstudium zum Flugzeugführeringenieur

- 1992-1994 Bei der Fluggesellschaft BERLINE als PIC/Flgkptn auf IL-18 und Fokker F100

- Seit Nov. 2005 in Rente


Flugerfahrung

Flugzeugtyp Flugstunden als FF als PIC/Kdt/Flgkptn
Jak-18 39h
Jak-18A 38h
L-60 15h
AN-2 32h NVA, 43h IF
Il-14 66h NVA, 43h IF
Il-18 9079h 4817h
Il-62 3132h
Fokker-100 549h
Gesammt 12768h 8498h
Flugkilometer 8602352km

Meine letzte Identifikationskarte bei INTERFLUG

Liste der bei Interflug und BerLine von mir aktiv angeflogenen Flughäfen.

An dieser Stelle ein paar Worte zum Thema "Wir durften um die halbe Welt fliegen und waren in der DDR privilegiert".

Diese Auffassung ist immer wieder in Fernsehbeiträgen (z. B. vom MDR) im Zusammenhang mit oberflächlichen und abwertenden Darstellungen der Interflug und der DDR zu hören. Privilegiert sind für mich Verkehrspiloten-Anwärter, deren reiche Eltern die heute exlodierenden Ausbildungskosten finanzieren. Andere haben kaum eine Chance, wenn überhaupt, ohne sich über 10 und mehr Jahre zu verschulden.

Mein Preis waren eine Verpflichtung für 10 Jahre Berufssoldat plus zehn Jahre in Ausbildung zum Verkehrsflugzeugführer nach meiner 3-jährigen Lehrzeit bei der Deutschen Reichsbahn. Dann habe ich erst mal auf dem rechten Platz im Cockpit gesessen. Bis zum PIC (pilot in command) und Flugkapitän auf dem linken Platz brauchte ich noch mal knapp 10 Jahre.

Diese berufliche Laufbahn stand für jeden jungen Menschen in der DDR offen, wenn er keine Verwandtschaft ersten Grades in der Bundesrepublik hatte und der DDR nicht feindlich gegenüber stand. Mann musste also keine reichen Eltern haben. Nur den festen Willen, die lange Ausbildung durchzustehen. Allerdings war das Einkommen gemessen an dem von jungen Menschen, die nach Abschluss ihrer Berufsausbildung 10 Jahre in ihrem Beruf gearbeitet haben, bescheiden.

Ich darf auch daran erinnern, dass wir uns in vielen Ländern der Welt mit Schikanen und Fußangeln herumschlagen mussten, die unsere "lieben Brüder und Schwestern" für uns diplomatisch ausgelegt hatten. Erst nach vielen Jahren wurde es mit der weltweiten staatlichen Anerkennung der DDR auch für die Interflug leichter. Wir konnten aber nach wie vor mit unserer Landeswährung im nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet nichts anfangen und das Tagegeld in US-Dollar war schmal gehalten. Für die Blockierung einer konvertierbaren DDR-Währung vom Internationale Währungsfonds IWF war sicher nicht das DDR-Wirtschaftspotential allein der ausschlaggebende Grund. Da gab es noch ganz andere "Kandidaten", deren Währung konvertierbar wurde.

Trotzdem haben wir uns nicht nur bei Solidaritätsflügen mit vollem Arrangement eingesetzt und wir waren uns auch nicht zu schade, als Crew bei Be- und Entladung Hand anzulegen oder bei Übernachtung im Ausland Einschränkungen hinzunehmen. Ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl gehabt, ein privilegierter DDR-Bürger zu sein.



Persönliches